10 Dinge, die typisch für Norwegen sind

Seit ich in Norwegen bin, fallen mir am laufenden Band Dinge auf, die hier ganz anders sind als bei uns in Deutschland. Ich hätte es kaum gedacht, aber beim genauen Hinsehen entdeckt man doch deutliche Unterschiede zwischen den „Kulturen“. Nicht alles, aber vieles, ist hier m.E. besser. Ich habe mal versucht, die zehn auffäligsten Differenzen aufzulisten – ohne Anspruch auf Vollzähligkeit und in willkürlicher Reihenfolge:

1. Elektroautos

Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass eines der häufigsten Autos hier (jedenfalls in Oslo) der Tesla S ist! 2013 hat dieser erstmal den VW Golf (!) von der Spitze (!) der Zulassungsliste verdrängt, Steuerfreiheit, günstiger Strom sowie die Erlaubnis zum Mitbenutzen der Busspuren (und natürlich das geniale Fahrzeug selbst) haben hier einen regelrechten E-Auto-Boom ausgelöst, zu erkennen an den vielen Fahrzeugen, deren Kennzeichen mit „EL…“ beginnt.

2. Englisch

Auch wenn ich mich bemühe,  die Landessprache (bzw. eine der beiden, nämlich Bokmål) zu erlernen, wird es wohl noch etwas dauern, bis ich mich hier einigermaßen flüssig damit durch den Alltag bewegen kann. Trotzdem kein Problem: Praktisch jede und jeder spricht hier Englisch! Das hat einen interessanten Grund: Da Norwegen nur etwa 5 Millionen Einwohner hat, die auch noch zwei leicht verschiedene Sprachen sprechen, lohnt es sich für Filmhersteller nicht, entsprechende Synchronisationen der Hollywood-Filme anzufertigen! Stattdessen werden diese nur mit Untertiteln in der Originalsprache gezeigt – jedes Kind lernt so automatisch Englisch. Dementsprechend verbreitet ist diese Sprache hier.

3. (Mobiles) Internet

Gut, dieser Punkt ist vielleicht nicht typisch Norwegisch, sondern nur untypisch deutsch. Ein Erlebnis ist mir dennoch in Erinnerung geblieben: Als ich mit einem Mietwagen und einigen Freunden nach Trolltunga unterwegs war, mussten wir unterwegs in einer Art Nationalpark fernab jeglicher Zivilisation an einer Schranke halten und Maut für die Weiterfahrt bezahlen. Wie in Norwegen üblich, habe ich das per Kreditkarte (siehe Punkt 4) gemacht und in Echtzeit die Benachrichtigung meiner Banking-App aufs Handy bekommen! Auch dort, wo weit und breit höchstens Ferienhäuser und sonst nur Wald waren, hatte ich LTE-Empfang. Ich war bisher, auch auf allen Wanderungen, nur einmal an einem Punkt ohne Handyempfang – Trolltunga. (Freies) WLAN gibt es natürlich auch an jeder Ecke, in jeder Bahn und sogar im kostenlosen Shuttlebus zu IKEA.

4. Kreditkarten

Wer ebenfalls einen Aufenthalt in Norwegen plant, kann das Geldwechseln getrost von der To-Do-Liste streichen: Ich bin ohne eine einzige Krone in bar hier angekommen und damit bisher sehr gut gefahren! Tatsächlich habe ich noch nirgends bezahlen müssen, wo das nicht mit Kreditkarten möglich war. Ob auf Flohmärkten von der Kirchengemeinde, bei Verkäuferinnen mit Bauchläden auf dem Essensfestival, im von der Fachschaft organisierten Fakultätspub oder am Cola-Automaten: Überall werden Kreditkarten akzeptiert, häufig sogar ausschließlich. Nur zwei mal, in einem Café und an einer öffentlichen Toilette, ist es mir passiert, dass nur norwegische Kreditkarten und nicht meine Mastercard akzeptiert wurden. Für diesen Fall habe ich immer etwas Bargeld dabei – abgehoben per Kreditkarte 😉

5. Hohe Lebenshaltungskosten…

Eigentlich gibt es nur zwei Dinge, die in Norwegen billiger sind als in Deutschland: Kaffee (vgl. Punkt 8) und Verreisen, dank billiger Flug- und Zugtickets. Alles andere ist mindetens so teuer wie in Deutschland, häufig aber viel teurer. Ob Brot, Milchprodukte, Döner, die Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder Bücher: Für fast alles zahlt man mehr als bei uns. Besonders teuer: Restaurants (Pizza ab 15€!) und Fachbücher, für die Studenten bis zu 600€ pro Semester ausgeben! Die hohen Lebenshaltungskosten zeigen sich allerdings…

6. …besonders bei Alkhol

Wer schon immer Mal Dosenbier für 7€ probieren wollte, ist in Oslo genau richtig. Spoiler: Es schmeckt nicht unbedingt besser als ein Bier, das man in Deutschland für 1,50€ bekommt! Zu Alkohol hat man hier eine ambivalente Einstellung. In einem Einführungsvortrag wurde uns scherzhaft gesagt, Norweger liebten es, gleichzeitig zu trinken wie die Italiener (jeden Abend) und wie die Wikinger (sehr viel). Trotzdem wird Alkohol nur bis 20:00h verkauft (schlimmer als in BaWü!), samstags sogar nur bis 18h. „Hochprozentigeres“, also alles ab einschließlich Wein, gibt es nur in speziellen Läden, genannt Vinmonopolet. Das billigste Dosenbier im Supermarkt kostet 2,50€/0,5l, die Skala ist nach oben aber praktisch offen. Man zahlt im Restaurant schnell dreistellige Kronenbeträge für ein Bier. Dafür ist die Auswahl an guten Craft-Bieren sehr vielfältig; am letzten Wochenende habe ich auf einem „Oktoberfest“ sogar Bamberger Rauchbier (Aecht Schlenkerla) sowie Gose gefunden!

7. Prepartys

Dieser Punkt ist eine Konsequenz aus Punkt sechs: Prepartys, also das Vorglühen vor dem eigentlichn Weggehen am Abend, spielt hier eine sehr wichtige Rolle. Da sich junge Leute nur wenige der teuren Drinks in Bars oder auf Partys leisten können, besteht der größte Teil der Freitagabende gezwungenermaßen aus den Prepartys, die vorzugsweise in Wohnheimküchen stattfinden.

8. Kaffee

Wie oben erwähnt, eines der wenigen Dinge, die es hier zu akzeptablen Preisen gibt – dafür richtig gut, zum Beispiel bei den unzähligen Filialen der Kaffebrenneriet, eine auf Norwegen beschränkte Kaffehauskette die man als eine gute Version von Starbucks bezeichnen könnte. Auch sonst gibt es viele kleine Röstereien, gute Cafés und selbst bei Veranstaltungen wir Flomärkten echt annehmbaren Kaffee! An meiner Uni gibt es in jedem einzelnen Gebäude mindestens eine Kaffeebar, teilweise betrieben vom Studentenwerk, teilweise in einem der vielen Fachschafts-Pubs, aber immer mit recht gutem und günstigem Kaffee.

9. Gleichberechtigung

Norwegen ist bei der Gleichberechtigung, besonders der der Geschlechter, ein ganzes Stück weiter als wir Deutschen. Viel mehr Frauen sind berufstätig, was gerade an der Uni auffällt, der Anteil der Frauen in naturwissenschaftlichen Fächern ist deutlich höher und in der U-Bahn schieben genau so viele Männer wie Frauen die Kinderwagen. Auch sonst besteht kaum eine Hierarchie in der norwegischen Gesellschaft.

10. Snus

Kaum ein Norweger bzw. kaum eine Norwegerin raucht, jedenfalls deutlich weniger als in Deutschland. Stattdessen nehmen viele Menschen hier Nikotin ganz anders zu sich: Durch Snus. Das kann man vielleicht noch am ehesten mit Kautabak vergleichen, wird es doch über den Mund aufgenommen. Dennoch ist es etwas ganz Anderes; Wikipedia beschreibt die Einnahme von Snus wie folgt: „Ein Portionsnus-Beutelchen wird der Dose entnommen und hinter der Oberlippe oder Unterlippe platziert, wo es dann ca. 15-60 Minuten verbleibt, bis die Wirkung vorüber ist. Der Tabak setzt Geschmack und Nikotin frei. Das Nikotin gelangt über die Mundschleimhaut in die Blutbahn und wirkt auf das Belohnungszentrum des Gehirns, was vom Anwender als angenehm empfunden wird. Bei der Anwendung einer Prise Snus wird auf die Anwendungsdauer gesehen mehr Nikotin resorbiert als es bei einer Zigarette der Fall ist.“ Ich selbst habe es noch nie probiert, aber angeblich soll es deutlich stärker und dennoch gesünder als das Rauchen von Zigaretten sein..

Wie gesagt, manche Dinge finde ich in Norwegen definitiv besser als in Deutschland, andere schlechter. Bei vielen lässt sich sicher auch trefflich streiten. Was denkt ihr? Schreibt es mir in die Kommentare! Das Gleiche gilt, wenn ihr selbst schon Mal in Norge wart und euch weitere Unterschiede einfallen – oder ihr einen der Punkte vielleicht ganz anders wahrgenommen habt.

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